Gottgleich
Damals wie heute: Fachleiter gottgleich, bar jedem Selbstzweifel. Referendare, die schon damals nach dem Ref. allesamt von der schlimmsten Zeit ihres Lebens sprachen. Es gab damals 4 sog. große Unterrichtsbesuche (mit prüfungsrelevanter Note), wobei immer der 3. der Schlimmste war (intern „Das Schafott“ genannt). Hier wurde sehr viele Refs. noch einmal absolut zugrunde geredet/bewertet und Tränen/Selbstzweifel bis purer Verzweiflung waren üblich. Später, schon lange im Dienst an einer BBS, gab es einmal eine interessante Situation: Ein FL war bei einer Personalratsschulung. Plötzlich war auch mal das Referendariat Thema. Ein Sturm der Entrüstung brach los, zuerst von den eigenen Erfahrungen dominiert und dann auf die damals (ca. 2010) herrschende Situation. Unter anderem wurden die Vorführstunden kritisiert, die in x Stunden vorbereitet werden mussten und dann nach einem bestimmten Prinzip abzulaufen hatten. Stunden, die so in der Praxis bei 24,5 Std/Wo nie stattfinden würden. Das als Maßstab zu nehmen ist so praxisfern. Aber Fachleitungen/Seminare scheinen ja immer über jegliche Kritik erhaben zu sein. Der arme Fachleiter musste den ganzen Frust von ca. 25 gestandenen Kolleginnen und Kollegen ertragen, zeigte sich völlig überrascht von der Intensität der Kritik.Hier scheint seit meiner Zeit im Ref. das Problem zu liegen: Eine Kritik am Seminar scheint in den letzten 30 Jahren von denen abgeperlt zu sein, wie Wasser an einer nanobeschichteten Glasscheibe. Es gibt auch leider keine weiteren befähigungsbezogene Prüfungen o.ä. für Fachleiter. Einmal den Job in der Tasche, ist man bis zur Pensionierung save. Bei „Problemfällen“ gibt es nur die Möglichkeit der „nach oben“ Beförderung (Peter Prinzip) > Fachberatung Landesschulbehörde, Seminarleitung; Schulbehörde oder Ministerium.
Auf der anderen Seite wird im Ref. auch einigen erst bewusst, dass der Beruf nicht passt. Das System bringt nach Abi und Studium ja erst wirklich im Referendariat den Kontakt zur wirklichen Arbeit in der Schule. Und wer z.B. mit Rechtschreibfehlern durchs Abi und Studium kam, kommt spätestens im Schuldienst damít nicht mehr durch: Sowohl von Seminar, Kollegium, Schulleitung her, aber auch besonders von Schülern und Eltern wird es massive Kritik hageln. Das tut natürlich weh, wenn man immer damit durchgekommen ist. Auch fachliche Mängel werden gerade auch von älteren Schülern massiv kritisiert und nicht nur von „amtlicher“ Seite.
Früher gab es mal an der UNI Oldenburg den Modellversuch ELAB /(Einphasige Lehramtsausbildung) mit Praxistagen im Studium. Dieses wurde aber schnell wieder eingestampft. Leider.
Ob sich jemals was ändert? Nach 30 Jahren Erfahrung mit Studienseminaren (auch als Betreuer von Refs) sehe ich keinerlei Entwicklung hinsichtlich dem Umgang mit substanzieller Kritik. Leider.
—1994, Studienseminar BBS Lehramt Osnabrück