RefStimmen

Hinschmeißen

Ich habe 2012 mein 2. Staatsexamen am Studienseminar Osnabrück (GHR) gemacht. Der Druck, der seitens des Seminars aufgebaut wurde, ist unvergleichlich. Ich bin heilfroh, das Ref gemacht zu haben - und habe tatsächlich auch nirgendwo anders so viel Wissenswertes über das Lehramt lernen können, wie in dieser prägenden Zeit des Refs - aber mit dem Wissen, dass man permanent das Gefühl vermittelt bekommt, dass die Seminarleiter einen "in der Hand" haben und quasi über das berufliche Schicksal entscheiden (denn was will man mit einem abgeschlossen Studium im Lehramt sonst tun?), würde ich es definitiv nicht nochmal machen.
Direkt bei der Einführungsveranstaltung wurde seitens des Leiters des Studienseminars deutlich gemacht: Wer Widerworte gibt, fliegt. Man müsse immer zwischen den Zeilen lesen, die geäußerte Kritik runterschlucken. Prinzipiell weiß ich, was man damit meint - denn es muss einigen sicherlich deutlich gemacht werden, dass man nicht immer zu allem seinen Senf dazugeben muss. Aber ich, wie viele andere, beispielsweise, kann mich durchaus zurücknehmen und muss nicht immer auf "Angriff" gehen. Da wurde im Seminar aber kaum zwischen den Referendaren unterschieden.
Insbesondere eine Seminarleiterin von mir hat sich extrem respektlos und überheblich verhalten und uns immer wieder deutlich gemacht, wie "klein" wir sind und dass sie in der Macht steht, über unsere Zukunft zu entscheiden. Dies tat sie tatsächlich mit fachlich reichlich hilfreichen Tipps in ihren Fachseminaren, jedoch wurde bei Nachbesprechungen zu Besuchen so willkürlich beurteilt und immer wieder vergessen, was sie beim letzten Besuch kritisiert hat und dann mit viel Mühe seitens der Referendare versucht wurde, besser zu machen. Der rote Faden fehlte hier somit gänzlich und dabei wurde man als Untergeordneter immer wieder enttäuscht und im Regen stehen gelassen.
Nach der guten Hälfte des Refs, war ich [...] entschlossen, dieses hinzuschmeißen, da ich drohte, diese Willkür nicht mehr auszuhalten und dem Druck nicht mehr standzuhalten - und ich habe noch nie irgendwas hingeschmissen oder bin gar irgendwo mal durchgefallen. Aufgrund des familiären Backgrounds und deren Unterstützung habe ich es nicht beendet und dann auch gut zu Ende bringen können.
Aber diese Art von Seminarleitern muss sich wirklich ändern... Mittlerweile weiß man ja: Das sind stinknormale Lehrer, die für eine spärliche Zulage und gegen Entlastungsstunden entweder hochmotiviert sind, jungen angehenden Lehrern etwas beizubringen ODER Lehrer, die aus welchen Gründen auch immer, Abstand zum Unterricht mit Schülern gewinnen wollen und sich deswegen zu diesem Weg entschlossen haben.
—2012, Studienseminar GHR Lehramt Osnabrück